Für die SG 09 ging es beim Drittligaabsteiger Fortuna Köln im Südstadion um weitere Regionalligapunkte. Und mit einem Zähler kehrte die Truppe von Cheftrainer Farat Toku nach einem 1:1 (0:0) nach Wattenscheid zurück. Den Führungstreffer von Matthias Tietz konnte Kölns Mittelstürmer Roman Prokoph vor 1711 Zuschauern dank eines abgefälschten Schusses noch zum Ausgleich egalisieren.
Dabei musste Trainer Farat Toku notgedrungen seine Startformation gegenüber den letzten beiden Partien kräftig umstellen. Neben Rotsünder Boris Tomiak standen kurzfristig auch der erkrankte Kapitän Nico Buckmaier und der am Knöchel verletzte Emre Yesilova in Köln nicht zur Verfügung. Dafür rückten Nicolas Hirschberger und Berkant Canbulut in der Offensive sowie Norman Jakubowski für den Abwehrverbund in die Startelf. Zudem bekam auf der Doppelsechs Louis Ferlings diesmal den Vorzug gegenüber Yannick Geisler. Der zuletzt angeschlagene Richard Weber nahm auf der Bank Platz.
In der Anfangsphase agierten beide Teams zunächst auf Augenhöhe, ohne sich jedoch nennenswerte Torchancen zu erspielen. Vor allem die gastgebende Fortuna wirkte nach den beiden Auftaktniederlagen sehr nervös und hatte sichtbar Probleme im Spielaufbau, aus denen die 09er aber zunächst kein Kapital schlagen konnten.
Die erste richtige Chance nach gut zehn Minuten sollte dann Fortuna Köln gehören. Ein langer Ball erreichte den Ex-Rödinghausener Kelvin Lunga, der sich im Sturmzentrum gut durchsetzen konnte, bei seinem Abschluss jedoch knapp am linken Pfosten vorbei zielte. Der erste Weckruf für die 09er, denn danach stellte die Heimmannschaft ihre Offensivbemühungen wieder weitestgehend ein, und die Wattenscheider kamen zu ihren ersten guten Gelegenheiten. Hierbei zeigte sich Berkant Canbulut hauptverantwortlich, doch sein Freistoß aus knapp 20 Metern (26.) sowie sein Kopfball (31.) und ein abgefälschter Schuss (33.) fanden alle nicht den Weg ins Tor von Fortuna-Keeper Kevin Rauhut.
So ging es folgerichtig und torlos in die Pause. Nachdem unsere Jungs zwar mutig nach vorne gespielt hatten, haperte es aber wie so oft am berühmt-berüchtigten letzten Ball in den Strafraum.
Tietz per Flugkopfball – Prokoph gleich noch aus
Kurz nach dem Wiederanpfiff dann der Jubelschrei für die 09er. Und wieder war es eine Standardsituation, die Fortuna Köln ein Gegentor bescherte: Eine Ecke von Cellou Diallo konnte Louis Ferlings auf Matze Tietz verlängern, der den Ball sehenswert per Flugkopfball zum 1:0 aus SGW-Sicht verwertete (49.). Danach begann die stärkste Phase unserer Mannschaft, die jetzt bemüht war, die Führung weiter in die Höhe zu schrauben. Doch weder ein Freistoß von Cellou Diallo (52.), den Rauhut noch mit den Fingerspitzen aus dem Winkel fischen konnte, noch ein Kopfball von Jonas Aquistapace (56.) aus spitzem Winkel sollten für einen erneuten Torschrei der gut 150 mitgereisten Wattenscheider Fans sorgen.
Quasi aus dem Nichts und mit ihrem ersten gefährlichen Angriff in der zweiten Halbzeit kam dann die Fortuna aus Köln zum Ausgleich. Ein unnötiger Ballverlust in der Vorwärtsbewegung führte zu einem Konter der Hausherren, den Mittelstürmer Roman Prokoph dankbar einnetzte (62.). Etwas unglücklich für Florian Kraft im 09-Tor: Das Spielgerät wurde von Tolga Cokkosan unglücklich abgefälscht und senkte sich daher chancenlos für den Keeper in den Wattenscheider Kasten.
Doch die SGW steckte nicht auf, sondern kämpfte sich wie schon gegen Gladbach II weiter nach vorne. Und fast hätte es ein Happyend gegeben: Doch der kurz nach dem Ausgleich eingewechselte Güngör Kaya zielte mit seinem schwächeren linken Fuß nicht genau genug und das Leder strich knapp am langen, rechten Eck vorbei (64.). Fortuna Köln verstärkte in der Folge wieder den Druck auf die 09er, doch blieb dabei ohne nennenswerte Torchance. So hatte noch einmal die SGW eine sogenannte „Hundertprozentige“, um noch als Sieger die drei Punkte aus dem Kölner Südstadion zu entführen. Nicolas Hirschberger war allein auf das Kölner Tor zugelaufen, ließ sich jedoch abdrängen und bekam keinen vernünftigen Torabschluss hin (80.).
So mussten sich am Ende beide Teams mit dem Punkt begnügen. Wenn man den gesamten Spielverlauf betrachtet, waren es aber eher zwei verschenkte Zähler für unser Team bei Fortuna Köln. Weiter geht es schon am kommenden Mittwoch (14.08., 18:30 Uhr) in der 1. Runde des Krombacher Westfalenpokals. Dann sind die 09er beim Bezirksligisten TuS Eichlinghofen zu Gast.
Mannschaftsaufstellung SGW: Florian Kraft; Jeffrey Obst, Norman Jakubowski, Jonas Acquistapace, Tolga Cokkosan; Matthias Tietz, Louis Ferlings (66. Yannick Geisler); Cellou Diallo (74. Umut Yildiz), Berkant Canbulut (83. Aboagye), Nicolas Hirschberger; Marwin Studtrucker (62. Güngör Kaya)
Tore:
0:1 Matthias Tietz (49.)
1:1 Roman Prokoph (62.)
Schiedsrichter: Marc Jäger (Euskirchen)
Zuschauer: 1711
Trainerstimmen:
Farat Toku (SG Wattenscheid 09): „Wir sind zur Fortuna gereist, um hier etwas mitzunehmen. Ich glaube, dieses Ziel haben wir auch erreicht. Klar wäre es besser mit drei Punkten gewesen, auch in dieser Phase wo die Fortuna vielleicht noch nicht die Ergebnisse einfährt, die sie sich vorstellt. Aber wir wussten auch, dass Fortuna die Spiele, die sie verloren haben, vernünftig gespielt hat. Wir haben auch gesehen, dass die Gegentore nur durch Standardsituationen entstanden sind. Deshalb haben wir in der vergangenen Woche stark darauf hinwiesen und diese Situationen trainiert. Umso glücklicher ist es, dass wir dann auch ein Tor nach einem Standard erzielen. Ich denke in der ersten Halbzeit waren wir richtig gut im Spiel, sodass wir auch die Oberhand hatten. Wir haben sehr früh gestört und wollten Fortuna nicht ins Spiel kommen lassen. Es wurde früh gepresst und richtig gute Bälle erobert. Vielleicht haben wir aber aus diesen Situationen nicht so klar nach vorne gespielt, wie wir es eigentlich müssten. Auf der anderen Seite mussten wir jedoch auch aufpassen, dass Fortuna nicht selbst in Führung geht. Das wollten wir auf gar keinen Fall, denn dann wäre die Kulisse hier nochmal gekommen. Torlos sind wir dann in die Halbzeit. Danach gingen wir raus, und wollten da weitermachen wo wir aufgehört haben. Ich glaube, dass 1:0 nach der Ecke war verdient. Ab diesem Zeitpunkt haben wir jedoch nicht mehr für Entlastung sorgen können. Fortuna wurde stärker und wir haben fast nur noch auf den Ausgleich gewartet. Trotzdem hatten wir nach dem Gegentor durch Günni Kaya und Hirschberger im Sechzehner noch mal die Chance zu führen. Vielleicht ist Hirschberger noch zu nett, dass er da kein Foul zieht, oder selbst nochmal zum Abschluss kommt. Da muss er noch ein bisschen cleverer werden. Anderseits hatten wir aber auch Glück, weil Fortuna in der letzten halben Stunde wieder Druck gemacht hat. Im Großen und Ganzen bleibt ein gemischtes Gefühl. Wir haben jedoch unser Minimalziel, einen Punkt mitzunehmen, erreicht. Es hat Spaß gemacht vor dieser Kulisse, auch die Zuschauer waren super fair – dies findet man nicht überall. Jetzt wollen wir gegen Bergisch Gladbach den Saisonstart vergolden. Ich wünsche Thomas Stratos weiterhin alles Gute und dass die Fortuna da unten rauskommt.“
Thomas Stratos (Fortuna Köln): „Ich habe natürlich die erste Halbzeit ein bisschen anders gesehen. Ich habe gesehen, dass wir nicht unbedingt sehr gut gespielt haben. Wir wussten, dass der Gegner uns pressen will und auch das 1:1 sucht, um uns gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. Das bedeutet aber, dass unsere Offensive dann auch ins 1:1 gehen könnte, das sehe ich eigentlich als Vorteil an, denn wer den Ball mit der Brust annehmen, sich schnell dreht oder zum Torschuss kommt, kann davon profitieren. Dadurch entstehen 3 gegen 3 oder 4 gegen 4 Situationen. Als Beispiel war hier die Szene von Kelvin Lunga zu nehmen, wo er allein auf den Torwart zu rennt. Ich sehe da den richtigen Moment, ich sehe auch die Möglichkeit, Roman Prokoph stand noch am zweiten Pfosten. Eigentlich alles richtig gemacht, aber der Ball ist nicht im Tor. Und wenn ich den Ball nicht im Tor sehe, bei der ersten Chance, dann spricht es eher dafür, dass wir das letzte bisschen Konsequenz, vielleicht auch das letzte bisschen Können noch brauchen. Das gehört einfach dazu. Ich muss es können, so einen Ball ins Tor zu schießen. Wir haben später mehrere Möglichkeiten. Blendi hat die Chance, läuft aber falsch und entscheidet sich dann für den Pass zur rechten Seite. Links steht aber der andere Spieler frei und läuft allein auf das Tor zu. Er sieht ihn nicht. Das ist eigentlich etwas, dass du trainierst. Hört sich einfach an, aber funktioniert derzeit nicht. Ich könnte jetzt auch hingehen und sagen: Klar, wir haben den Punkt geholt. Aber ich muss solche Dinge auch entscheiden! Wenn ich einen Gegner habe wie Wattenscheid, der so presst. Wir trainieren extra die Möglichkeiten, dann ist es etwas, wo ich ein bisschen enttäuscht bin. Wir hätten auch verlieren können. Zum Glück haben wir aber noch mal eine Reaktion gezeigt. Eine Reaktion die, wie ich gehofft habe, und von den Jungs auch eingefordert habe. Es ist nicht so, dass wir nicht wollen. Aber es ist manchmal eine Bremse im Hinterkopf. Dies ist wo ich gesagt habe, wir brauchen bestimmt fünf bis zehn Spiele, um dann irgendwann befreit aufzuspielen. Also die Dinge, die wir können, besser auf den Platz zu bringen. Ich nehme den Punkt gerne mit, bin nicht ganz zufrieden damit, wünsche Farat aber alles Gute für die nächsten Spiele und wir werden uns jetzt auf Oberhausen gut vorbereiten, denn wir brauchen noch Punkte.“
Die Galerie zum Spiel: