Im Interview:
Vorstand Sport & Kommunikation
Christian Pozo y Tamayo
Die ersten Namen sind raus, wie ist der aktuelle Stand beim Kader für die Saison 2020/2021?
Wir sind da sehr weit. Stand heute haben 23 Spieler ihre Zusage für die kommende Saison gegeben, womit unsere Planungen beinahe schon abgeschlossen sind. Unser Ziel ist es, jede Position bei den Feldspielern doppelt zu besetzen und zusätzlich drei Torhüter unter Vertrag zu nehmen. Das haben wir geschafft, auch wenn es sich aktuell nur um mündliche Zusagen handelt. Da wir uns im Insolvenzplanverfahren befinden und zum heutigen Zeitpunkt noch nicht wissen wann und unter welchen Umständen die neue Saison startet, dürfen wir leider auch keine Verträge unterzeichnen. Das werden wir aber schnellstmöglich nachholen, sobald Klarheit herrscht. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss der Spieler, den wir zu schätzen wissen.
Die Sehnsucht nach Fußball in der Lohrheide ist riesig. Wo drauf dürfen sich die die Fans in der neuen Saison freuen?
Wir haben mit Christian Britscho einen Trainer verpflichtet, der eine außergewöhnliche Idee vom Fußball hat. Den konnten und wollten wir nicht mit Geld locken, sondern mit einem spannenden Projekt, das hier gerade bei uns entsteht. Dafür ist er Feuer und Flamme und ich glaube, das wird er auch schnell auf die Mannschaft übertragen. Wir haben die Personalkosten im Vergleich zur Vorsaison um etwas mehr als 75 Prozent senken müssen, entsprechend wird keiner mehr seinen Lebensunterhalt allein mit Fußball bei uns verdienen. Also haben wir auch keine finanziellen Experimente gemacht, nur um große oder bekannte Namen zu verpflichten. Stattdessen haben wir Spieler angesprochen, die zum Teil noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen, aber fast durchweg eine sehr gute fußballerische Ausbildung genossen haben. Diese Spieler stehen mit beiden Beinen im Leben, studieren, machen eine Ausbildung oder gehen einem Beruf nach. Ergänzt wird diese junge Mannschaft von dem einen oder anderen erfahrenen „Anführer“, wie zum Beispiel Norman Jakubowski oder Marvin Schurig. Spieler, Trainer, Funktionsteam, alle sind mit viel Idealismus dabei und haben große Lust auf dieses Projekt. Darauf können sich die Fans definitiv freuen.
Kann man ein Saisonziel ausgeben?
Wenn man bei Null startet und eine Mannschaft komplett neu zusammenstellen muss, sollte man sich bei solchen Fragen besser zurückhaltend äußern. Ich kann mir vorstellen, dass es holprige Phasen geben wird, in denen wir auf die Unterstützung der Fans extrem angewiesen sein werden. Hier kann ich nur um Geduld werben. Greifen die Rädchen irgendwann ineinander, werden wir eine schlagkräftige, junge und zukunftsfähige Truppe auf dem Platz haben, die diese Geduld langfristig mit viel Herzblut zurückzahlen wird. Bis dahin gilt es aber, sich mit einer neuen Mannschaft in einer neuen Liga zu stabilisieren. Danach kann man schauen wohin die Reise geht. Viel wichtiger als ein solches Saisonziel ist es in meinen Augen aber, diesen Verein wieder seriös, ruhig und vertrauenswürdig nach außen zu repräsentieren.
Gibt es darüber hinaus langfristige Ziele im sportlichen Bereich?
Wir als Vorstand, und da spreche ich für alle meine Kollegen, werden vom eingeschlagenen Kurs nicht abrücken und mit ruhiger Hand versuchen, den Verein wieder in die Spur zu bringen. Langfristig kann dieser Verein nur organisch wachsen, aus sich heraus. Die wirtschaftliche, strukturelle und sportliche Seite muss das im Einklang machen, sonst funktioniert es am Ende nicht. Wir geben alles, um die Voraussetzungen hierfür langfristig zu schaffen. Und wir wollen offen kommunizieren.
Das heißt solche „Wasserstandsmeldungen“ wird es in Zukunft öfters geben?
Absolut. Wir haben das Stichwort „Transparenz“ ganz eng mit dem neuen Wattenscheider Weg verknüpft. Seit unserem Amtsantritt legen wir da großen Wert drauf und werden es in der Zukunft noch weiter intensivieren, anders kann man nicht um Vertrauen werben. Und unser ehrenamtliches Medienteam hat das ganz hervorragend umgesetzt. Björn Biberich, Robert Bauguitte, Maik Matheus und Fabian Hölscher machen einen tollen Job und ich denke die Art und Weise, wie dieser Verein kommuniziert, ist schon mal weit über der fünften Liga anzusiedeln.