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40 Jahre Deutscher B-Jugend Meister

Heute vor 40 Jahren gewann die SG 09 Wattenscheid ihren einzigen deutschen Meistertitel. Im Finale der B- Jugend (heute U17) besiegte die Mannschaft von Trainer Gundi Busch Eintracht Frankfurt mit 3:1.

Der Gewinn der deutschen Meisterschaft war der absolute Höhepunkt der Erfolgssaison 1981/82 und bis dahin der größte Erfolg in der langen Vereingeschichte der SG 09 Wattenscheid. Die B-Jugend gewann zuvor bereits den Westdeutschen Meistertitel und den Westfalenpokal. Diese Erfolge komplettierte die ältere A- Jugend, die ebenso Westfalenmeister sowie Vize-Pokalsieger wurde. Für heutige Verhältnisse rund um die Berliner Straße sind dies unvorstellbare Erfolge, aber niemand weiß, was die Zukunft für die Sportgemeinschaft bereithält.

Wir haben uns mit Trainer Gundi Busch, Betreuer Manfred Kannenberg, Holger Schmies, Meric Yavuz und Stephan Zander getroffen, die uns von der grandiosen Saison und dem ganzen Drumherum berichteten. Schmies (VfL Bochum) war einer von vier extern geholten Neuzugängen. Zander kam von der ESG Essen zur Berliner Straße, Thomas Schmidt vom FC Altenbochum und der leider sehr früh verstorbene Torhüter Jörg Voßnacke aus Freisenbruch.

Zur Vorbereitung stand ein Trainingslager im Sommer 1981 in Horn-Bad Meinberg auf dem Programm. Neben dem üblichen täglichen Training auf dem Platz, teilweise bis zu viermal täglich und noch vor dem Frühstück, war die Zusammenarbeit mit Udo Hoffmann, einem Europameister im Full Contact Karate, einer der Faktoren für den späteren Erfolg. Hoffmann schuf die Grundlagen für ausreichende Kondition und Beweglichkeit im späteren Ligaalltag. Busch: „Durch dieses Training waren wir auf einem dermaßen hohen Fitnesslevel wie kein anderer Konkurrent.“ Ebenso standen die allseits beliebten Intervallläufe im Wald auf dem Programm sowie der nicht alltägliche Punkt „wir ziehen unseren VW-Bus jetzt mal den Berg hoch und laufen danach schnell wieder runter“. Beim blättern im Fotoalbum von Manfred Kannenberg erinnerte sich Meric Yavuz mit Hilfe der Fotos aus dem Trainingslager ganz genau: „Da schau, ich bin immer vorne wegmarschiert.“

Nachdem die B-Jugend in der vorherigen Saison 1980/81 noch in Abstiegsgefahr schwebte und die vorher errungene Herbstmeisterschaft vom Verband wegen eines Formfehlers bei der Spielberechtigung eines Spielers aberkannt wurde, ging die SG 09 nicht gerade als Favorit in die Saison. Ziel von Trainer Gundi Busch war trotzdem nicht viel weniger als die Meisterschaft. Er sollte Recht behalten. Bereits am dritten Spieltag wurde der Topfavorit aus Dortmund mit 1:0 geschlagen. Weitere Höhepunkte waren das 4:1 gegen Schalke 04, ein 5:0 gegen Emsdetten, sowie die 6:0 und 7:0 Siege gegen den SC Herford. Mit einer Ausnahme grüßte Wattenscheid immer von der Tabellenspitze. In der Abschlusstabelle der Westfalenliga hatte die SG drei Punkte Vorsprung vor Schalke und gar 12 vor dem BVB. Ein goldener Jahrgang also, der sich danach zu noch höherem berufen fühlte. Zander: „Wir standen meist an der Tabellenspitze, von daher hatten wir überhaupt keinen Zweifel, die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen.“

Gegner im Achtelfinale zur Deutschen Meisterschaft war Hertha Zehlendorf. Einem 3:1 im Hinspiel vor 2.000 Zuschauern in der Lohrheide, folgte eine 2:0 Führung im Rückspiel. Das sollte es eigentlich gewesen sein. Es wäre fast schief gegangen, denn die Berliner konnten das Spiel drehen und gewannen noch mit 3:2. Es gab schon langweiligere Spiele. Trainer Busch: „Mir blieb fast das Herz stehen, als Michael Skibbe mit einem verunglückten Schuss kurz vor Abpfiff unsere eigene Latte traf.“
Die Spiele der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft waren übrigens die ersten, die auf grünem Rasen ausgetragen wurden. Während der Saison war die rote Asche an der Berliner Straße der übliche Austragungsort.

Konzentrierter wurden die Spiele in den folgenden Runden gegen den VfR Neumünster und Concordia Hamburg angegangen und souverän gewonnen. Die Ergebnisse sind weiter unten aufgelistet. Kannenberg: „Die Fahrten zu den Auswärtsspielen waren immer sehr familiär. Es fuhren so gut wie alle Eltern mit im Mannschaftsbus. Vom damaligen Vorstandsmitglied Peter Peitzmeier gab es zudem Kuchen aus seiner Bäckerei.“

Am 18. Juli 1982 war es schließlich soweit. Eintracht Frankfurt war im Lohrheidestadion der Gegner im Finale um die deutsche Meisterschaft. Ähnlich wie vor einigen Wochen zum Spiel der ersten gegen Eintracht Rheine war das Stadion mit knapp 7.000 Zuschauern gefüllt. Auch 1982 war mit einem solch riesigen Interesse nicht gerechnet worden. Am Ende wurden Türen und Tore geöffnet und die Zuschauer wegen des Andrangs kostenlos in die Lohrheide gelassen. Holger Schmies: „Von der Eintracht waren uns nur sehr

wenige Informationen bekannt. Dass dort mehrer Jugendnationalspieler im Team standen wurde uns erst nach dem Finale bewusst.“

Auf ein Trainingslager hatte die Mannschaft verzichtet. Es gab die üblichen Abläufe innerhalb einer normalen Trainingswoche. Die Eltern brachten Ihre Jungs zum Spiel; diese zogen sich um. Im Finale wie es sich gehört in weiße Trikots mit schwarzen Rückennummern. Dies war nicht selbstverständlich. Um es der beobachtenden Eintracht nicht zu leicht zu machen, wurden im Halbfinale noch weiße Nummern auf weißen Trikots getragen. Damit war die Vorgabe des DFB erfüllt, der auf Rückennummern bestand.

Das Endspiel begeisterte die Zuschauer. Beide Mannschaften spielten offensiv und 09 schoss die Tore zu den richtigen Zeitpunkten. Ein überragender Libero Michael Skibbe als Doppeltorschütze und die Rote Karte auf Seiten der Eintracht gegen den spätere Nationalspieler Manfred Binz waren entscheidend für den 3:1 Sieg.

Als Belohnung gab es für die Mannschaft neben den Siegermedaillen auch einen schicken Gürtel des DFB. Darauf muss man auch erst einmal kommen. Danach ging es zum Essen mit den Familien in die Kupferkanne in der Saarlandstraße. Am Folgetag überreichte Vereinspräsident Klaus Steilmann jedem Beteiligten einen üppig gefüllten Umschlag und ab ging es danach in den Flieger nach Mallorca.

Die Mannschaft des deutschen Meisters spielte in der Finalbesetzung übrigens nie mehr zusammen. Michael Skibbe wechselte zur Saison 1982/83 zu Schalke 04 und schaffte es später bekanntlich bis in die Bundesliga. Martin Linnemann und Dirk Banschewitz verließen die SG ebenfalls.

Der Weg ins Finale

Achtelfinale: 3:1 und 2:3 gegen Hertha 03 Zehlendorf

Viertelfinale: 3:2 und 6:0 gegen den VfR Neumünster

Halbfinale: 2:1 und 6:0 gegen Concordia Hamburg

Aufstellung im Endspiel gegen Eintracht Frankfurt
Thorsten Hildebrandt – Stephan Zander, Michael Skibbe, Christoph Appel, Andreas Heinke – Martin Löring (65. Michael Drews), Holger Schmies, Meric Yavuz (72. Martin Linnemann), Dirk Kontny – Thomas Schmidt, Dirk Hilligloh.

Nicht eingewechselt Torhüter Jörg Voßnacke und Dirk Banschewitz. Zum Kader gehörten teilweise während der Saison Michael Kulm, Frank Bongard und Andreas Böwering.

Tore:
1:0 ( 5.) Skibbe 1:1 (25.) Völker 2:1 (35.) Skibbe 3:1 (68.) Kontny
Ca. 7000 Zuschauer