Auch im zweiten Spiel der noch jungen Regionalliga-Saison musste das Team um SGW-Trainer Christian Britscho eine 1:4-Niederlage hinnehmen. Gegen den Aufstiegsfavoriten Wuppertaler SV zeigten die 09er zwar nach dem Seitenwechsel eine erhebliche Leistungssteigerung – diese sollte jedoch nicht mit Erfolg belohnt werden.
Nach der 1:4-Niederlage im Auftaktspiel gegen Preußen Münster ging es für die Lohrheidekicker gleich Schlag auf Schlag weiter: Mit dem Wuppertaler SV gab direkt der nächste hochgehandelte Aufstiegsaspirant der Regionalliga West seine Visitenkarte im Lohrheidestadion ab. Dabei hatte das WSV-Team um Trainer Björn Mehnert selbst ihr Auftaktspiel verloren: Mit 1:2 unterlag man etwas überraschend gegen RW Ahlen. Dementsprechend motiviert und mit klarer Vorgabe gingen die Wuppertaler in das Spiel bei der SG 09.
Der Blick auf den Spielerbogen der Wattenscheider sollte dagegen direkt vor Anpfiff der Partie für Vorfreude im Rund der 2.060 Zuschauer sorgen: Mit Mike Lewicki (Rückkehr nach zehneinhalbmonatiger Verletzung) und Berkant Canbulut (Vertragsverlängerung kurz vor dem Spiel) standen gleich zwei gefühlte „Neuzugänge“ im Kader. Während „Berko“ aufgrund seines Trainingsrückstandes zunächst nur auf der Bank platznehmen konnte, brachte Coach Christian Britscho Mike Lewicki gleich zu Beginn. Ansonsten vertraute unser Trainer bis auf eine weitere Änderung (Yildiz für Esser) den Spielern, die ihre Sache gegen Preußen Münster kämpferisch sehr ordentlich gelöst hatten.
Ohne lange Abtastphase starteten beide Teams direkt in die Partie. Dabei übernahm der WSV sofort die Spielkontrolle und überbrückte mit den schnellen Außenspielern Nick Galle und Valdet Rama ein ums andere Mal das 09-Mittelfeld. Während die Versuche von Nick Galle und Bastian Müller noch von Marvin Schurig und Co. vereitelt werden konnten, setzte sich schließlich Lewin D Hone freistehend gegen Bruno Staudt durch und erzielte die frühe Führung für die Wuppertaler (9.).
Die 09er schüttelten sich nur kurz und versuchten den Rückstand schnell zu egalisieren. Doch das in Münster noch erfolgsversprechende Mittel – lange Bälle auf Kim Sané – klappte gegen den WSV leider viel zu selten. Meistens hatte die Abseitsfahne oder ein Wuppertaler Abwehrspieler etwas gegen einen schnellen Konter des Sohns von Sammy Sané. Nach 19 Minuten hätte Emre Yesilova dann nach einem schönen Zusammenspiel mit Umut Yildiz den Ausgleich erzielen können – er scheiterte jedoch aus kurzer Distanz am WSV-Keeper Sebastian Patzler.
Der WSV antwortete schnell, wenngleich er dabei von einer kurzen Unterzahl der Wattenscheider profitierte: Phil Britscho musste verletzt außerhalb des Spielfeldes behandelt werden. Der Sohn von Trainer Christian Britscho hatte sich am Knöchel verletzt, jedoch ohne gegnerische Einwirkung. Ein langer Einwurf landete schließlich bei Valdet Rama, der die dadurch dezimierte Abwehrstellung der 09er eiskalt zum 2:0 für den WSV ausnutzen konnte (25.). Immerhin: Phil Britscho kam danach wieder zurück in die Partie.
Nach dem erneuten Tor für die Wuppertaler kristallisierte sich nun deutlich heraus, wo die Matchpläne beider Teams lagen: Während die SGW bemüht war, die weiteren Angriffsversuche des Gegners mit schnellen Kontern zu beantworten, ließ der WSV jetzt Ball und Gegner laufen. Vor der Pause hatten die 09er dann noch eine gute Chance, den Anschluss zu markieren: Ein langer Ball auf Kim Sané fand diesmal sein Ziel, jedoch scheiterte der pfeilschnelle Rechtsaußen erneut an Sebastian Patzler im ersten Versuch – auch der Nachschuss fand nicht den Weg ins WSV-Tor.
Deutliche Leistungssteigerung nach der Pause – diskutabler Elfmeter für den WSV entscheidet die Partie endgültig
Mit dem 0:2-Rückstand ging es dann zurück in die Kabine und 09-Trainer Christian Britscho fand offenbar genau die richtigen Worte, indem er an den Mut seiner Mannschaft appellierte, die im ersten Durchgang offenbar noch zu viel Respekt gegen den Favoriten aus dem Bergischen gezeigt hatte. Mit der Einwechslung von Berkant Canbulut für Eduard Renke kam zudem deutlich mehr Spielidee in die Partie auf Seiten der Wattenscheider und mit sichtbar mehr Engagement schickte man sich an, den Rückstand zu verkleinern.
Dabei sollte auch Mike Lewicki endlich wieder im Mittelpunkt stehen: Sein feines Auge sollte belohnt werden und sein Pass aus dem Mittelkreis fand auch einen Abnehmer: Emre Yesilova. Der Offensivmann eilte auf den WSV-Keeper Patzler zu und konnte den Ball schließlich im 1:1-Duell sehenswert ins Netz schlenzen – nur noch 1:2 aus Wattenscheider Sicht (55.).
Auch nach dem Anschlusstreffer hatte man weiterhin den Eindruck, dass die SG 09 jetzt Blut geleckt hatte. In die stärkste Phase der Hausherren hinein, sollte dann jedoch ausgerechnet Wuppertal die Führung wieder ausbauen: Einen von Philip Hanke gegen Emre Yesilova herausgeholten Freistoß konnte Valdet Rama auf Höhe der rechten Eckfahne passgenau in den Strafraum treten und genau auf den Kopf von Lion Schweers bringen – 1:3 für Wuppertal nach exakt einer gespielten Stunde.
Christian Britscho reagierte und brachte mit Dennis Lerche (für Mike Lewicki) und Moritz Hinnenkamp (für Nico Lucas) frische Kräfte für das 09-Spiel. Auch der WSV reagierte und nutzte seine Erfahrung zur Spielentscheidung: Nach einem Zweikampf zwischen Marvin Schurig und Marco Stiepermann entschied der ansonsten fehlerfreie Schiedsrichter Dr. Marcel Benkhoff zur Verwunderung aller Wattenscheider Zuschauer plötzlich auf Strafstoß. Auch der gefoulte Spieler konnte sein Glück kaum fassen und jubelte zusammen mit seinen Mannschaftskollegen über die diskutable Schiedsrichterentscheidung. Kevin Rodrigues Pires schritt schließlich zur Tat und verlud Bruno Staudt im 09-Tor in die falsche Ecke und markierte damit die endgültige Entscheidung über den Sieger dieser Partie (70.). Marvin Schurig sah indes noch die gelbe Karte wegen Meckerns.
Leider gelang es den Wattenscheidern in den letzten zwanzig Spielminuten nicht mehr, in die Partie zurückzufinden und auch der WSV stellte folglich aufgrund der hohen Führung seine Offensivbemühungen weitestgehend zurück. So blieb ein am Ende verdienter Sieg für den Favoriten, der aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass auch die 09er wieder starke Momente im Spiel hatten und Szenen, aus denen sich für die Zukunft sicherlich lernen lässt.
Schema:
SG Wattenscheid 09: Staudt – Renke (46. Canbulut), Malcherek, Schurig, Britscho (76. Kaminski) – Sindermann, Lucas (64. Hinnenkamp) – Lewicki (63. Lerche), Yildiz – Yesilova, Sané
Wuppertaler SV: Patzler – Galle, Salau, Schweers (78. Dal), Hanke – Müller (79. Hagemann), Rodrigues Pires, Stiepermann – Rama, Königs (81. Prokoph), D Hone (65. Henke)
Tore: 0:1 D Hone (9.), 0:2 Rama (25.), 1:2 Yesilova (55.), 1:3 Schweers (60.), 1:4 Rodrigues Pires (70./FE)
Gelbe Karten: Schurig / Hanke.
Zuschauer: 2.060
Schiedsrichter: Dr. Marcel Benkhoff (Ahaus)