(dk) Es war bis zur 84. Spielminute ein normales, intensives, wenn auch nicht immer hochklassiges Regionalligaspiel zwischen dem SC Wiedenbrück und der SG Wattenscheid 09, doch ein fürchterlicher „Unfall“ in dieser Minute veränderte es komplett und wurde daraufhin bemerkenswert beendet.
Die Mittelfeldspieler Matthias Tietz und Steve Tunga knallten bei einem Luftkampf mit einem Spieler des SC Wiedenbrück unglücklich mit den Köpfen zusammen und blieben verletzt liegen. Einige 09-Akteure hatten den Ernst der Lage sofort erkannt und forderten vehement nach schneller Hilfe für ihre beide Vereinskameraden. Es folgten schreckliche Szenen und bange Minuten für alle Beteiligten dieses Spiels.
Während Steve Tunga leicht benommen nach kurzer Behandlung wieder aufstehen konnte, machten sich alle im Jahnstadion große Sorgen um Matthias Tietz. Der 28-jährige blutete stark aus einer Platzwunde am Kopf, verlor das Bewusstsein und es drohte das Verschlucken der Zunge. Dank des schnellen und beherzten Eingreifens u.a. unseres Physiotherapeuten Atilla Inan konnte Schlimmeres verhindert werden. Er konnte nach einer gefühlten Ewigkeit auf einer Trage vom Platz abtransportiert werden und wurde wie Steve Tunga in das nächstgelegene Krankenhaus eingeliefert.
Beide Spieler wurden eingehend untersucht und mussten dort die Nacht verbringen, weil bei beiden eine Gehirnerschütterung diagnostiziert wurde. Bei „Matze“ konnten bei einer Computertomographie die befürchteten Frakturen im Gesicht ausgeschlossen werden. Weitere Untersuchungen am Kopf stehen noch aus. Wir wünschen auch an dieser Stelle nochmals gute Besserung an „Matze“ und Steve und hoffen, dass beide schnellstmöglich wieder für 09 auf dem Spielfeld stehen können.
Die Reaktion beider Teams war äusserst respektvoll und absolut im Sinne des Fairplay-Gedanken, denn die verbleibenden sechs Minuten ließen beide ohne Angriffsbemühungen verstreichen, so dass ein 1:1 das Endergebnis darstellte. Das Tor für die 09er erzielte pikanterweise der ehemalige Wiedenbrücker und spätere „Pechvogel“ Matthias Tietz.
In den ersten 45 Minuten neutralisierten sich beide Mannschaften praktisch gänzlich und so gab es nur sehr wenige Torabschlüsse. Auf Seiten der 09er wurde ein Schuss von Jonas Erwig-Drüppel im letzten Moment geblockt (3.), während auf der anderen Seite Hüsing eine Flanke von Rogowski nicht im Tor von Steffen Scharbaum unterbringen, sondern sein Volleyaufsetzer landete auf dem Tornetz. (9.) Ansonsten passierte vor beiden Gehäusen wenig und so ging es folgerichtig mit einem torlosen Remis in die Kabinen.
In der 2. Halbzeit nahm das Spiel gleich deutlich mehr an Fahrt auf. Marvin Büyüksakarya traf in der 47. Minute für den Gastgeber den Innenpfosten und praktisch im Gegenzug überwand Berkant Canbulut, der einer der stärksten 09er an diesem Nachmittag war, SCW-Keeper Hölscher, doch der Schiedsrichter-Assistent wollte eine Abseitsstellung von „Berko“ erkannt haben und so fand der Treffer keine Anerkennung. (48.)
Die Zweikämpfe, insbesondere im Mittelfeld, wurden nach und nach ruppiger und hitziger. In der 57. Minute schnappte sich Jonas Erwig-Drüppel die Kugel in der eigenen Hälfte und startete einen sehenswerten Sololauf, den zwei Wiedenbrücker vergeblich zu stoppen versuchten, ehe ihm Yannick Geisler, ohne jegliche Möglichkeit, den Ball spielen zu können, in die Beine trat. Schiedsrichter Schäfer verwies den ehemaligen Wattenscheider allerdings nicht vom Platz, sondern zückte lediglich die Gelbe Karte.
Angestachelt von dieser Szene übernahm die Sportgemeinschaft für die folgenden knapp zwanzig Minuten das Kommando und nutzten in der 67. Spielminute einen Abwehrfehler der Gastgeber zur Führung aus: Manuel Glowacz bediente Matthias Tietz, der mit einem Flachschuss Hölscher überwand. Auch im Anschluss war die SG 09 das bessere Team und hatte Möglichkeiten, das Spiel vorzzeitig zu entscheiden, doch u.a. landete ein abgefälschter Schuss von Manuel Glowacz lediglich den Aussenpfosten.
Der SC Wiedenbrück hatte große Schwierigkeiten, die 09-Defensive in die Bredouille zu bringen, doch in der 78. Minute traf der Top-Torjäger des SCW, Aygün Yildirim, zum 1:1-Endstand, nachdem zuvor der eingewechselte Harrer ein klares Foul an Adrian Schneider begann, was leider ungestraft blieb. Darüber echaufierte sich Kapitän Nico Buckmaier so sehr, dass er wegen Reklamierens seine 5. Gelbe Karte sah und somit im nächsten Spiel am kommenden Samstag bei Westfalia Rhynern zuschauen muss.
Mannschaftsaufstellung: Scharbaum; Bingöl, Jakubowski, Schneider, Langer; Glowacz, Tietz (84. Clever), Tunga (84. Tumbul), Erwig-Drüppel; Canbulut (77. Corboz)
Tore:
0:1 Matthias Tietz (67.)
1:1 Aygün Yildirim (78.)
Schiedsrichter: Benjamin Schäfer
Zuschauer: 643
Kommentar von Farat Toku: „Nach so einem Unfall ist es schwierig, die richtigen Worte zu finden. Die Bilder, die man auf dem Platz gesehen hat, muss man erst einmal verarbeiten. Über das Spiel möchte ich keine Worte verlieren, ich wünsche mir nur, dass es nichts dramatisches ist, denn es sah schon sehr schlimm aus. Beide Mannschaften kann man zum Ablauf der letzten Spielminuten nur beglückwünschen und zeugt von Größe, weil es noch andere Werte ausser Fußball und Ergebnissen gibt. In Gedanken bin ich bei meinen Jungs.“
Kommentar von Björn Mehnert: „Ich wünsche mir nur, dass es dem Jungen schnell wieder gut geht und es nicht noch etwas Schlimmeres ist. Wir drücken alle Daumen und möchten beste Genesungswünsche an ihn senden. Ich ziehe den Hut vor allen Beteiligten, die gezeigt haben, dass es wichtigeres gibt, als Ergebnisse zu erzielen oder Spiele zu gewinnen. Es war die einzig richtige Reaktion die beide Mannschaften und die Zuschauer zeigen konnten.“