Gemischte Gefühle am Sonntag in Erkenschwick: Die SG 09 bestritt ihr zweites Oberligaspiel in vier Tagen und scheiterte erst in der zweiten Hälfte an den Tugenden, die sie eigentlich selbst auszeichnet. Gleich zweimal gingen die Schwarz-Weißen in Führung und hatten das Spiel und den Gegner gut im Griff. Doch dieser glaubte an sich und stemmte sich gegen die drohende Niederlage. Am Ende, zum Leidwesen der zahlreichen 09-Schlachtenbummler, mit Erfolg.
Es war fast alles drin, was man sich für ein Fußballspiel wünscht: Kampf, Leidenschaft, Stimmung von zwei Seiten und ein gehaltener Elfmeter.
Am Ende stand die Elf aus der Lohrheide im Stimbergstadion dieses Mal mit leeren Händen da. Knapp am wohl verdienten Punktgewinn gescheitert, aber mit dem Wissen, alles gegeben zu haben. Das wurde zum Ende dann auch von den Rängen, in der weitläufigen Gästekurve, honoriert.
In der ersten Hälfte starteten beide Teams verhalten. Die SG hielt weitestgehend kontrolliert den Ball und setzte nur einzelne Nadelstiche, was sich als darin begründete, dass die Spielvereinigung hinten kompakt stand und echte Torchancen daher zu Beginn Mangelware waren.
Bis zur 21.Minute dauerte es, als Umut Yildiz sich den Ball etwas zu weit vorlegte und so die erste größere Gelegenheit entstand. Kurz danach dann die SpVgg mit einem Schuß aus der zweiten Reihe, den Lübcke jedoch parierte.
Nach einer Ecke zeigte der Schiedsrichter zur Überraschung der meisten Zuschauer plötzlich auf den Punkt. Es war wohl ein Klammern eines 09-Verteidigers als zu stark gewertet worden. Ayoube Echghouyab trat an, aber Niklas Lübcke ahnte die Ecke (unten rechts) und fing den Ball. Lauter Jubel brandete erstmals beim 09-Anhang auf.
Kurze Zeit später sollte dieser Jubel noch lauter ausfallen, denn die SG 09 ging durch Fabrizio Fili mit 1:0 in Führung (30.). Loheider flankte in den 16er, Thier verlängert und Fili kann den Ball final einschieben.
Einige Chancen konnte die Wattenscheider Elf noch generieren, aber das 1:0 war auch zugleich der Halbzeitstand. Zu diesem Zeitpunkt absolut verdient, da die Defensive kaum Chancen zuließ und die 09er mehr investierten.
Nach dem Wechsel konnte der emsige Loheider dann in den Strafraum eindringen. Dort wurde er dann vermeintlich gefoult, was jedoch vom Unparteiischen nicht geahndet wurde (48.). Renke versucht es nochmal aus der zweiten Reihe, aber Erkenschwick-Keeper Hester ist auf dem Posten.
Auffällig ist zu diesem Zeitpunkt, dass die Partie mehr in beide Richtungen geht. Ein munteres Hin und Her bei dem man spürte, dass hier noch etwas passiert.
Der müde El Mansoury wurde in der 50.Min. durch Arda Nebi ersetzt. Die 09er drückten weiter, das Tor fiel jedoch diesmal auf der anderen Seite: Ein satter Schuss von Philip Breilmann klatschte vom Innenpfosten ins Tor. Zu platziert für Lübcke, der das 1:1 nicht verhindern konnte (60.).
Nun kam es endgültig zum offenen Schlagabtausch: Abermals antworteten die 09er rasch. Nebi flankte vor das Tor, der Ball wurde verlängert und fiel Loheider in den Lauf, der ihn reflexartig über die Linie drückte. Die erneute Führung der in Rot gekleideten Gäste (65.).
Die 983 Zuschauer sahen nur 13 Min. später dann den erneuten Ausgleich durch Nico Berhorst (73.). Es entbrannten allerorts Diskussionen, ob es vor dem Treffer nicht eine Abseitsstellung gegeben hat.
Das 2:2 wurde jedoch gewertet und so belohnte sich die SpVgg für ein deutlich erhöhtes Engagement in dieser Phase.
Die Wattenscheider Elf wirkte zunehmend müde und konnte nicht mehr so viele Akzente setzen. In der 79.Minute verlud Finn Wortmann nach einer Flanke dann die Innenverteidigung und konnte aus 5m einnetzen. Das bittere 3:2 verteidigten sie dann gekonnt bis zum Ende.
Engin Yavuzaslan versuchte mit Maurice Haar vorne noch eine hohe Anspielstation einzusetzen, jedoch konnten die Lohrheidekicker kaum noch für Gefahr sorgen. Durch das Öffnen der Defensive, entstanden dann noch einige Chancen, wo die Erkenschwicker den Sack hätten zu machen können, aber Niklas Lübcke hielt seine Mannschaft mit zwei starken Reflexen im Spiel.
Am Ende muss sich Schwarz-Weiß aber Schwarz-Rot geschlagen geben. So bleiben zwar keine Punkte, aber viel Lob: „Wir haben eine extrem aggressive, emotionale, körperlich gute Wattenscheider Mannschaft gesehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Klassenerhalt klar packen“, so Erkenschwick-Trainer Magnus Niemöller.
Engin Yavuzaslan war natürlich enttäuscht, hatte aber auch Lobende Worte fürs Team: „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment zollen. Die erste Halbzeit ging auf unseren Deckel. Nach der Pause hat Erkenschwick wahnsinnig viel investiert, den Schalter nochmal umgelegt und uns hinten reingedrückt. Für mich wäre ein Unentschieden somit gerecht gewesen.“
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Weiter geht es am Dienstag im Kreispokal-Achtelfinale beim SC Union Bergen um 19:30 Uhr.
Die nächste Oberligapartie findet kommenden Sonntag um 15 Uhr in der Lohrheide gegen die Sportfreunde Siegen statt.
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SpVgg Erkenschwick:
Hester – Warnat, Eisen, Jordan, Pulver – M. Isensee (85. Kasak), Breilmann, Pilica (71. Oerterer) – Wortmann (90.+5 Sdzuy), Echghouyab (90. L. Isensee), Berghorst (76. Rosenkranz)
SG Wattenscheid 09:
Lübcke – Kaminski, Kacmaz, Haar, Da Costa Pereira (88. Wiebel) – El Mansoury (51. Nebi), Renke (83. Casalino), Fili (61. Firat), Thier, Yildiz – Loheider (77. Broos)
Tore:
0:1 Fili (30.)
1:1 Breilmann (60.)
1:2 Loheider (65.)
2:2 Berghorst (73.)
3:2 Wortmann (79.)
Zuschauer: 983